Theater 2002 - Zoff entzündet sich am Gartenzwerg

Laienschauspieler des Musikvereins Harmonie zeigten heiteren Nachbarschaftskrieg

Eine Geschichte aus dem Leben spielte der Musikverein Harmonie bei seinem Theaterstück "Zoff übern Zaun" in der Festhalle. Da tobte der Kleinkrieg zwischen zwei Nachbarn eines Reihenhauses. Wie im richtigen Leben waren die Steine des Anstoßes nahezu nichtig. Vorurteile waren die Grundnahrung für die Streitigkeiten, die das Team um Regisseur Jürgen Wälde bestens verkörperten.

Die Theaterspieler machten ihre Sache bestens, zeigten sich textsicher und als alte Routiniers, wenngleich das gar nicht alle waren. Stefanie Weisser und Stefan Wolf standen nämlich erstmals auf der Bühne. Das ließen sie sich aber keineswegs anmerken. Sie spielten Tochter und Sohn der verstrittenen Nachbarsfamilien mit Perfektion, Jürgen Wälde hatte bei seiner Premiere als Regisseur eine glückliche Hand bei der Besetzung bewiesen.

Links des Gartenzaunes wohnten die Engerlings, eine Beamtenfamilie mit hoch erhobenem Haupt, die sich über die benachbarte Arbeiterfamilie Butzer stellte. Falschheit prägten das Miteinander in der Anfangsphase, da wurde gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Klara Engerling (Erika Wolf) bemutterte den erwachsenen Sohn Boris (Stefan Wolf) noch ebenso wie ihren Mann Gustav (Ewald Staiger). Auf der anderen Seite herrschten bei den Butzers schon andere Töne. Dora Butzer (Regina Staiger) und Mann Otto (Hans-Jörg Bühler) sowie Tochter Clarissa (Stefanie Weisser) pflegten ein herberes Miteinander. Keine Ausnahme machte da auch der durchtriebene Opa (Frank Borowski), der keine Chance zum Anheizen der Situation ausließ. Er spukte Kirschensteine auf den englischen Rasen des Nachbarn und las früh morgens auch deren Zeitung.

Besser werden sollte eigentlich alles mit dem Gartenfest, das Dora Butzer da anzettelte. Doch der Friede währte nicht lange, mit zunehmendem Alkoholpegel entwickelte sich das Fest zu einer einzigen Streiterei. Das allgemeine Prost auf das Du und Du und der Tanz zwischen dem junggebliebenen Opa und der betrunkenen Klara Engerling war vergessen, als sich der Streit übern Zaun am Gartenzwerg entzündete. Da gab ein Wort das andere und die Lautstärke rief auch die Dorfratschen Frau Plöschl (Sieglinde Emmert) auf den Plan. Im Nachthemd und mit Teppichklopfer forderte sie Ruhe. Diesem Wunsch verlieh auch der Polizist (Volker Bühler) nochmals Nachdruck.

Verzankt und verstritten endete das Fest und dicke Köpfe prägten das Geschehen am nächsten Morgen. Während die Ehepaare ihre Feindschaft aufs neue schürten, waren sich Sohn und Tochter der Familien näher gekommen. Mit grüner Punkerfrisur machte Boris den Eltern deutlich, dass er nichts besseres als andere sein möchte und seine ganze Familie auch nichts besseres sei als die Butzers aus dem Nachbarhaus. Das gleiche Spiel trieb Tochter Clarissa, die letztlich zusammen mit dem Nachbarjungen und Opa in eine Wohngemeinschaft ziehen wollte. Diese Schocks reichten, um die Eltern auf den Boden der Tatsachen und des Miteinanders zu holen. Die guten darstellerischen Leistungen des gesamten Teams bereiteten den vielen Besuchern einen vergnüglichen Nachmittag. Wie gut das Stück gefallen hat, zeigten sie mit langanhaltendem Applaus, bei dem es für die Newcomer und den Opa auch noch zustimmende Pfiffe gab.

Südkurier vom 3.12.2002

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